Professur

Im Oktober 2023 wurde Organist und Informatiker Dr. Hannes Ritschel auf die Professur für Orgelkunst – Kreativitätskonzepte – Künstliche Intelligenz an die Hochschule für Musik Würzburg berufen. Dort adressiert er in Lehre und Forschung kreative Prozesse im musikalischen Kontext, leitet ein gemeinsames Forschungsprojekt mit der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS), entwickelt innovative Bedienkonzepte für die Hyper-Orgel und setzt diese um.

Hannes Ritschel bringt neben seinem musikalischen Wissen auch seine Expertise in Informatik, maschinellem Lernen, Mensch-Maschine-Interaktion und Multimedia und damit eine interdisziplinäre Sichtweise in seine Lehre und Forschung ein. Seine Arbeit umfasst neue musikalisch-kreative Impulse, neue Musik- und Konzertformate und das Weiterdenken des Instruments Orgel im digitalen Zeitalter.

Kreativität, Ko-Kreativität und das Publikum

Eine zentrale Frage von Hannes Ritschel ist, wie künstliche Intelligenz und digitale Technologie in das Musizieren integriert werden können, um die Kreativität der Musizierenden zu unterstützen und zu fördern. Neben dem solistischen Spiel und der Kreativität des Individuums ist auch die Ko-Kreativität von hoher Relevanz, die beim gemeinsamen Musizieren mit anderen Musizierenden oder der Maschine („Mensch-Computer-Ko-Kreativität”) entsteht.

Die Erweiterung des Musizierens um technische Hilfsmittel wirft automatisch interdisziplinäre Fragen auf. Neben der Gestaltung der Interaktion mit der Maschine ist ebenso wichtig, wie sich ko-kreative Prozesse auf die Wahrnehmung der Musizierenden und des Publikums auswirken und welche neuen künstlerischen Möglichkeiten sich dadurch eröffnen. Auch die aktive Einbindung des Publikums in den musikalischen Prozess wird ermöglicht.

Der Spieltisch als Zentrale

Die Orgel ist aufgrund ihrer technischen Beschaffenheit prädestiniert für die Integration und Erforschung neuer digitaler Werkzeuge, deren Bedienung während des Musizierens am Spieltisch zusammenläuft. Hannes Ritschel geht daher der Frage nach, wie neue digitale Systeme am Spieltisch während des Spiels möglichst intuitiv bedient werden können und wie die Kommunikation zwischen Musizierenden und Publikum in ko-kreativen Prozessen integriert und gestaltet werden kann.

Die Hyper-Orgel der Hochschule für Musik Würzburg verfügt über digitale Schnittstellen, über die Daten in Echtzeit ein- und ausgegeben werden können. Über diese Schnittstellen und die Programmierung eigener Software können neue Ideen umgesetzt werden, die über die haptische Schnittstelle des vorhandenen Spieltisches hinausgehen. Für Hannes Ritschel ist daher auch die funktionale Gestaltung neuer und individueller Spielhilfen von zentraler Bedeutung. Die Musizierenden sollen in die Lage versetzt werden, über bestehende Mechanismen wie Intervallkoppeln und Looper hinaus eigene musikalisch-klangliche und spieltechnische Ideen zu realisieren. Der Einsatz generativer künstlicher Intelligenz ist dabei ebenso von Bedeutung wie das teilautomatisierte Spiel und die Erweiterung um elektronische Klänge und Instrumente wie etwa Synthesizer.

Die interdisziplinäre Expertise der Professur bietet somit zusammen mit der Ende 2023 fertiggestellten Hyper-Orgel der Hochschule für Musik Würzburg eine innovative Erweiterung des bestehenden Lehrangebots und ermöglicht zukunftsweisende Forschungsprojekte zur Weiterentwicklung und Erforschung des Spiels und der Interaktion mit dem Instrument Orgel.