Orgelkunst – Kreativitätskonzepte – Künstliche Intelligenz

Seit vergangenem Oktober bin ich Professor an der Hochschule für Musik Würzburg. Welche inhaltlichen Ziele ich dabei in Lehre und Forschung verfolge erfahren Sie in diesem Beitrag.

Mit der Berufung auf die neue Professur für „Orgelkunst – Kreativitätskonzepte – Künstliche Intelligenz“ lege ich als Informatiker und Organist meinen Schwerpunkt auf die Verbindung des Instruments Orgel mit digitalen Technologien. Es werden neue Musikformate und Interaktionsmöglichkeiten mit dem Instrument Orgel entwickelt und umgesetzt werden. Ziel ist es dabei, eine Kooperation zwischen Mensch und Maschine zu schaffen, die die spieltechnischen und klanglichen Möglichkeiten erweitert und die musikalische Kreativität menschlicher Interpret:innen fördert.

Über Schnittstellen an der Hyper-Orgel der Hochschule für Musik Würzburg kann das Instrument – ähnlich einem MIDI-Keyboard – digital gespielt und gesteuert werden (Manuale/Pedale, Register, Schweller). Während die Verbindung von Instrumenten mit dem Computer häufig für die Noteneingabe beim Notensatz oder in der digitalen Musikproduktion genutzt wird, ist mein Einsatzzweck bei dem Instrument Orgel ein anderer. Im Gegensatz zur Produktion eines fertigen, linearen Musikstücks geht es hier um interaktives, kooperatives Musizieren in Echtzeit. Mensch und Maschine sollen gemeinsam musizieren und aufeinander eingehen, was jede Aufführung zu einem Unikat macht.

Durch selbstentwickelte Software, algorithmische Musikkomposition und maschinelles Lernen („Künstliche Intelligenz“) wird es in Zukunft möglich sein, auf das Spiel der Musiker zu reagieren, das Spiel teilweise zu automatisieren und neue Spielhilfen zu entwickeln. Damit kann spieltechnisch und musikalisch Neuland betreten werden, da die Orgel in Kooperation mit der Maschine anders bedient und gespielt werden kann, als es das Spiel mit Händen und Füßen allein möglich ist.

Neben dem Orgelspiel selbst eröffnen sich durch eigene Software auch viele weitere Möglichkeiten, wie das parallele Spiel anderer digitaler Instrumente und Klangerzeuger, die Verknüpfung mit audiovisuellen Inhalten oder die Steuerung von Licht. In Zukunft möchte ich auch interaktive Konzertformate realisieren, bei denen das Publikum z.B. über Smartphones oder Sensorik im Konzertsaal Einfluss auf die musikalische Darbietung nehmen kann. Damit der oder die Interpret:in digitale Systeme auch während des Spiels bedienen kann, bedarf es neuer Bedienkonzepte und deren konkreter technischer Umsetzung am Orgelspieltisch für eine effiziente Interaktion und Kommunikation zwischen Mensch und Maschine.

Um diese Vision zu verwirklichen sind technische Innovationen und die Entwicklung der notwendigen Software ein elementarer Bestandteil des Vorhabens. Dies erfordert neben musikalischen und orgelkundlichen Kenntnissen ein breites technisches Wissen in verschiedenen Teildisziplinen der Informatik sowie über entsprechende digitale Technologien und Schnittstellen.